Coworking – Tourismus neu denken

Coworking und Tourismus
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Die Zukunft des Tourismus steht vor einem entscheidenden Wendepunkt, und Coworking sowie mobile Arbeit könnten die Schlüssel zu seiner nachhaltigen Entwicklung sein. Die Art und Weise, wie wir leben und arbeiten, verändert sich rasant, und mit ihr auch die Erwartungen an Reisen und Tourismus. In einer Welt, in der sich die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit immer weiter auflösen, wird es zunehmend wichtiger, Tourismusangebote zu schaffen, die sich dieser neuen Realität anpassen. Coworking Spaces und mobile Arbeitsmöglichkeiten bieten hier eine zukunftsweisende Lösung, die weit über flexible Arbeitsmodelle hinausgeht.

Ein neuer Ansatz für den Tourismus

Tourismus ist längst nicht mehr nur eine Frage von Urlaub und Entspannung. Immer mehr Menschen nutzen die Freiheit, ortsunabhängig zu arbeiten, und verbinden ihre beruflichen Verpflichtungen mit Reisen. Diese sogenannte „Workation“ ist mehr als ein kurzfristiger Trend – sie spiegelt einen fundamentalen Wandel in unserer Arbeitskultur wider. Die Möglichkeit, an inspirierenden Orten zu arbeiten, verleiht dem klassischen Tourismus eine neue Dimension. Genau hier kommt die Bedeutung von Coworking Spaces ins Spiel.

Coworking Spaces in touristischen Regionen schaffen eine attraktive Symbiose aus Arbeit und Freizeit. Sie bieten Reisenden die Möglichkeit, produktiv zu sein, während sie gleichzeitig die Schönheit und Vielfalt einer Region genießen können. Doch diese Räume sind mehr als nur Büros mit Internetanschluss. Sie fördern den kreativen Austausch und das Netzwerken mit anderen Menschen – Einheimischen wie auch anderen Reisenden. Diese Interaktion ist nicht nur für die Arbeit förderlich, sondern belebt auch den Tourismus auf eine völlig neue Art und Weise.

Chancen für ländliche Regionen

Ein Beispiel: Stellen wir uns vor, ein Ort in Sachsen- Anhalt entwickelt sich zu einem beliebten Workation-Ziel. Mit einem gut ausgestatteten Coworking Space, das nicht nur den Bedürfnissen moderner Arbeitnehmer entspricht, sondern auch lokale Akteure wie Gastronomen und Kulturschaffende einbindet, könnte sich dieser Ort zu einem florierenden Anziehungspunkt entwickeln. Die Besucher kommen nicht nur wegen der Landschaft, sondern auch wegen der Möglichkeit, Teil eines lebendigen und produktiven Netzwerks zu sein. Sie lernen die Region auf eine tiefere Weise kennen und tragen gleichzeitig zur lokalen Wirtschaft bei.

Für ländliche Regionen, die häufig mit saisonalen Schwankungen und der Abwanderung junger Menschen zu kämpfen haben, bieten Coworking Spaces und mobile Arbeit enorme Chancen. Sie ermöglichen es, neue Zielgruppen anzusprechen – Menschen, die während ihrer Reise arbeiten möchten, die Flexibilität schätzen und gleichzeitig die Ruhe und Schönheit der Natur suchen. Diese Zielgruppe reist nicht nur zu Hochsaisonzeiten, sondern das ganze Jahr über. So könnten touristische Regionen unabhängiger von den traditionellen Sommer- und Wintersaisons werden und eine gleichmäßigere Auslastung erreichen.

Nachhaltigkeit durch Verbindung zur Gemeinschaft

Darüber hinaus können Coworking Spaces als Brücke zwischen Tourismus und nachhaltiger Entwicklung fungieren. Wenn Menschen länger an einem Ort verweilen, entsteht eine engere Verbindung zur lokalen Gemeinschaft. Sie konsumieren nicht nur als Touristen, sondern nehmen aktiv am Leben vor Ort teil, entdecken lokale Produkte, Restaurants und Handwerksbetriebe. Diese Form des „langsamen Reisens“ kann dazu beitragen, den Massentourismus zu entschärfen und gleichzeitig die Wertschöpfung in der Region zu erhöhen. Es ist auch kein Zufall, dass die Nachfrage nach sogenannten „Wellbeing“-Destinationen steigt. Immer mehr Menschen suchen nach Orten, die nicht nur Erholung bieten, sondern auch Raum für Selbstreflexion, persönliche Entwicklung und, ja, auch produktives Arbeiten. Regionen, die dies frühzeitig erkennen und die Infrastruktur entsprechend anpassen, könnten Vorreiter für eine neue Art des Tourismus werden – ein Tourismus, der sich durch Nachhaltigkeit, Achtsamkeit und ein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse moderner Reisender auszeichnet.

Notwendige politische und wirtschaftliche Veränderungen

Aber all das kann nur funktionieren, wenn die politischen und wirtschaftlichen Weichen richtig gestellt werden. Tourismusförderung muss neu gedacht werden. Es braucht öffentliche und private Investitionen in die Infrastruktur – von Breitbandinternet bis hin zu modernen, gut ausgestatteten Coworking Spaces. Zugleich müssen Regionen die Kooperation mit lokalen Unternehmern und Akteuren aus dem Tourismus intensivieren, um innovative Angebote zu schaffen, die Arbeit und Freizeit auf sinnvolle Weise vereinen.

Coworking Spaces und mobile Arbeit bieten eine enorme Chance, den Tourismus nicht nur zu beleben, sondern auch nachhaltig zu gestalten. In einer Welt, in der Mobilität und Flexibilität immer wichtiger werden, könnte Sachsen-Anhalt durch die Förderung dieser neuen Arbeitsformen einen wichtigen Schritt in Richtung eines zukunftsfähigen Tourismusmodells machen. Es liegt nun an uns, diese Möglichkeiten zu erkennen und zu nutzen – für eine Tourismuslandschaft, die nicht nur Reisen, sondern auch Arbeiten, Leben und Lernen in Einklang bringt.

Bis denn, dann… Tobias

Kontakt Autor:
Tobias Kremkau
Beratung & Entwicklung CoWorkLand eG
tobias@coworkland.de